Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Psychologie - Religionspsychologie, Note: 1,0, Universität zu Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit behandelt Sigmud Freuds Genealogie der Religion, wie er sie auf der Grundlage seiner Metapsychologie formuliert. Diese wird einer kritischen Evaluation unterzogen und unter Rückgriff auf Karen Horneys Konzept des 'Mutterschaftsneids' eine alternative psychoanalytische Erklärung für die Entstehung patriarchal strukturierter Religionen formuliert. Die Arbeit behandelt ausführlich Freuds Metapsychologie, sein Strukturmodell der Psyche, den Ödipuskomplex sowie seine Religionskritik.
Im ersten Teil dieser Arbeit soll Freuds Religionskritik dargestellt und anschließend kritisch evaluiert werden. Dafür ist es vonnöten, zunächst einige grundsätzliche Annahmen der Freud’schen Psychoanalyse zu beleuchten, vor deren Hintergrund sich dessen Ausführungen zur Entstehung der Religion erst verstehen lassen. Daher werde ich zunächst Freuds Strukturmodell der Psyche sowie das für Freuds Lehre zentrale Konzept des Ödipuskomplexes vorstellen. Anschließend werde ich seine Religionskritik darstellen und diskutieren. Dabei werde ich argumentieren, dass Freuds Erklärung für das Zustandekommen der Religion auf problematischen Annahmen beruht und in ihrer spezifischen Form letztlich nicht haltbar ist, wenngleich die grobe Stoßrichtung seiner Kritik durchaus eine gewisse Plausibilität für sich beanspruchen kann.
Im zweiten Teil werde ich dann dafür argumentieren, dass sich eine bessere Erklärung für die Entstehung der Religion bzw. die Form, die sie faktisch angenommen hat – nämlich die einer patriarchalisch organisierten Vaterreligion –, in den Arbeiten Karen Horneys finden lässt. Horney formulierte als eine der ersten eine feministische Kritik an Freud und warf ihm und anderen frühen Vertretern der Psychoanalyse einen allzu ‚männlichen Blick‘ auf die menschliche Psyche und insbesondere die psychosexuelle Entwicklung der Frau vor. Im dritten Kapitel werde ich einige allgemeine Aspekte von Horneys Kritik vorstellen und dann ihr Konzept des Mutterschaftsneids näher in den Blick nehmen, welches sie Freuds Konzept des Penisneids gegenüberstellt. Anschließend werde ich darlegen, inwiefern sich ausgehend von diesem Konzept eine Erklärung der patriarchalischen Vaterreligion formulieren lässt, die der Freud’schen Erklärung überlegen ist.