Ein Mann wird wegen einer Tat erpresst, die zwanzig Jahre zurückliegt. Eine Gruppe demoralisierter Soldaten hatte das Verbrechen als harmloses Spiel getarnt – aber es war ein Spiel mit Waffen und so machte sich der Mann schuldig – wenn auch, ohne es zu wissen. Es gibt einen Entlastungszeugen, einen, der bestätigen könnte, dass ihn lediglich „blinde“ Schuld trifft, weil er das Böse in diesem Spiel nicht kannte. Der Mann macht sich also auf die Suche nach diesem Zeugen. Er stößt auf eine dürftige Spur und macht die enttäuschende Entdeckung, dass sein Zeuge, ohne festen Wohnsitz, ein obskures Gewerbe betreibt und schwer zu fassen ist. Seine Suche wird zur Flucht und zur Jagd zugleich. Sie führt ihn nach Veracruz, nach Mexico-City, Cuernavaca, nach Acapulco und in die zwielichtige Grenzstadt: Tijuana. Ein Roman, der von der Hölle erzählt und vom Paradies, von Indios, Mestizen und Weißen, von tropischem Blühen und von den Spuren raschen Verfalls – und: von der kurzlebigen Liebe zwischen Menschen, die sich aus geschichtlichen Gründen missverstehen. Das Thema Erpressung, mit aller zerstörerischen lebensbedrohenden Wirkung, macht diesen Roman für immer neue Generationen lesenswert. Matthiesens augenfälligstes Merkmal ist dabei die suggestive Kraft seines Erzählens, die darüber hinaus das Südamerika der 70er Jahre auferstehen lässt, wie das Lübeck-Travemünde dieser Zeit.
Hinrich Matthiesen Jahrgang 1928, auf Sylt geboren, wuchs in Lübeck auf. Die Wehrmacht holte ihn von der Schulbank. Zurück aus der Kriegsgefangenschaft, studierte er und wurde Lehrer, viele Jahre davon an deutschen Auslandsschulen in Chile und Mexico. Hier entdeckte er das Schreiben für sich. 1969 erschien sein erster Roman: MINOU. Dreißig Romane und einige Erzählungen folgten. Die Kritik bescheinigte seinem Werk die glückliche Mischung aus Engagement, Glaubwürdigkeit, Spannung und virtuosem Umgang mit der Sprache. Die Leser belohnten ihn mit hohen Auflagen. Immer stehen im Mittelpunkt seiner Romane menschliche Schicksale, Menschen in außergewöhnlichen Situationen. Hinrich Matthiesen starb im Juli 2009 auf Sylt, wo er sich Mitte der 1970er Jahre als freier Schriftsteller niedergelassen hatte.