Málaga-Mann nennen sie ihn. Abend für Abend sitzt er in einer Hafenkneipe in Málaga. Unverkennbar durch die über das ganze Gesicht verlaufende Narbe und die Risse auf den Armen. Die Neulinge starren ihn an. Manchmal kommen sie mit ihm ins Gespräch. Für einen Schnaps erzählt er ihnen seine schaurig-schöne Legionärsgeschichte. Aber die ist erfunden. Seine wahre Geschichte ist zu grausam und für ihn selbst zu demütigend. Sie begann, als er eines morgens, zusammen mit seiner fünfzehnjährigen Schwester Marisol aus einer kleinen Dorfkirche in Andalusien kam und auf eine Gruppe von Deutschen traf. Lockere Moral trifft verhängnisvoll auf strenge spanische Sitten.
Hinrich Matthiesen, Jahrgang 1928, auf Sylt geboren, wuchs in Lübeck auf. Die Wehrmacht holte ihn von der Schulbank. Zurück aus der Kriegsgefangenschaft, studierte er und wurde Lehrer, viele Jahre davon an deutschen Auslandsschulen in Chile und Mexiko. Hier entdeckte er das Schreiben für sich. 1969 erschien sein erster Roman: MINOU. Dreißig Romane und einige Erzählungen folgten. Die Kritik bescheinigte seinem Werk die glückliche Mischung aus Engagement, Glaubwürdigkeit, Spannung und virtuosem Umgang mit der Sprache. Die Leser belohnten ihn mit hohen Auflagen. Immer stehen im Mittelpunkt seiner Romane menschliche Schicksale, Menschen in außergewöhnlichen Situationen. Hinrich Matthiesen starb im Juli 2009 auf Sylt, wo er sich Mitte der 1970er Jahre als freier Schriftsteller niedergelassen hatte.