Als Schüler war Marjan Sturm anti-autoritärer Aktivist, als Student links "abgedriftet in totalitäre Ideologien", als Obmann des Zentralverbands Slowenischer Organisationen / Zveza slovenskih organizacij (ZSO) sowie als Vorsitzender des Volksgruppenbeirats im Bundeskanzleramt unermüdlicher Streiter für die Rechte...
Als Schüler war Marjan Sturm anti-autoritärer Aktivist, als Student links "abgedriftet in totalitäre Ideologien", als Obmann des Zentralverbands Slowenischer Organisationen / Zveza slovenskih organizacij (ZSO) sowie als Vorsitzender des Volksgruppenbeirats im Bundeskanzleramt unermüdlicher Streiter für die Rechte der slowenischen Minderheit. Als Mitglied der Kärntner Konsensgruppe setzte er schließlich auf den Dialog mit dem politischen Gegner. Dafür wurde und wird er geschätzt, sogar vielfach ausgezeichnet, aber auch heftig kritisiert. In seinem bisher wohl persönlichsten Buch reflektiert Sturm seinen politischen Weg und Lernprozesse der letzten zwei Jahrzehnte. Getragen ist sein Engagement nach wie vor von einem emanzipatorischen Impetus, verändert hat sich aber sein Verhältnis zum "ethnonationalen Paradigma", das die Volksgruppe nach innen einigen sollte: "Heute bin ich auf der Suche nach einer offenen, komplexen Identität." In ihr sieht er die Chance für eine zukunftsorientierte Minderheitenpolitik und kommt damit postkolonialen Denkansätzen nahe. "Identität ohne Feindbild" setzt den von Gudrun Kramer und Wilfried Graf begleiteten Dialog fort, dessen Anfänge in den Büchern "Kärnten neu denken" (2007) und "Kärnten liegt am Meer" (2012) dokumentiert wurden. Die Reflexionen von Marjan Sturm lassen sich so auch als Einladung zu einem Dialog über den Dialog lesen. "Die Minderheiten müssten aufhören, sich selbst zu folklorisieren, und könnten lernen, sich in einem größeren Rahmen zu präsentieren. Sie wären nicht mehr eine kleine Parallelgesellschaft oder ein Staat im Staat, sondern ein Teil der Gesellschaft."
Gudrun Kramer, Mag.a phil., studierte Geschichte und Publizistik, arbeitete 1997–1999 in Bosnien-Herzegowina und Kroatien in den Bereichen Flüchtlingsrückführung und Demokratisierung, war von 1999 bis 2005 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Österreichischen Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ASPR) und 2017 bis 2021 dessen Leiterin. 2005–2010 Mitbegründerin und Co-Direktorin des Institute for Integrative Conflict Transformation and Peacebuilding (IICP) in Wien, das 2012 in Herbert C. Kelman Institut für interaktive Konfliktbearbeitung (KIIK) umbenannt wurde. Im Rahmen des IICP war sie in Krisenregionen und Nachkriegsgesellschaften in den Bereichen Fortbildung, Beratung, Konfliktvermittlung und Versöhnung in Friedensprozessen im Besonderen in Sri Lanka, Israel/Palästina und Zentralasien tätig. Leitete Workshops sowie Lehrgänge an internationalen Universitäten und seit 2022 regionale Programme zur Unterstützung der Westbalkanstaaten bei der EU-Integration für die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ).
2023 wurde Grudrun Kramer mit dem Ehrenzeichen des Landes Kärnten ausgezeichnet für ihren Beitrag zur Lösung des Ortstafelkonflikts.
Zusammen mit Wilfried Graf moderierte Kramer drei Gespräche zwischen Marjan Sturm (Zentralverband slowenischer Organisationen) und Josef Feldner (Kärntner Heimatdienst) zum Konflikt zwischen deutschsprachiger Mehrheit und slowenischsprachiger Minderheit in Kärnten, die im Buch Kärnten neu denken (Drava & Heyn 2007) nachlesbar sind.